Eis, Eis, unter Eis…
Nach zwei eistauchfreien Jahren (2013 Antarktis & 2014 Weltreise) für Tina & mich war es dieses Weekend endlich wieder so weit: vierzehn verrückte Menschen wollten es wieder mal unter das Eis des Silsersees wagen. Aber dazu später…
Wochen vor dem Event galt es mal zuerst den Eistauchguru im Engadin zu kontaktieren, ob sich nach diesem bisherigen warmen Winter überhaupt eine Eisschicht gebildet habe. Und prompt meldete uns Urs Grigoli, dass es momentan noch zu viel Fön habe und wir auf ein paar eiskalte Wochen hoffen sollen. Zur Beruhigung meinte er nur so, er wisse dann im Notall schon noch einen See der ganz sicher Eis habe… Ich wollte aber nicht so genau wissen, wie hoch denn der noch gewesen wäre. Das Weekend kam immer näher und schon wurden die Wetterprognosen fürs Engadin immer wichtiger. Der Tag der Abreise war da und der begann mit dem Packen der kompletten Eistauchausrüstung inkl. zweier Tauchkombis. Schwer beladen, man merkte das extrem am Fahrverhalten des Autos, ging es los in Richtung Graubünden.
Es war für uns selbstverständlich, dass auf dem langen Weg in die Berge ein paar Geocaching Suchstopps eingeschaltet werden mussten. Im hohen Schnee übrigens immer wieder eine Herausforderung :-). Strahlender Sonnenschein begleitete uns auf der ganzen Fahrt über den Julierpass. In St.Moritz spazierten wir erst mal eine Runde um den See, wo die Zelte fürs White Turf am Sonntag schon bereit standen.
Nach den letzten Mystericaches in Silvaplana – hiersurften die Kiter auf den Skis auf dem gefrorenen See um die Wette – ging’s dann endlich in Richtung unserem Endziel: Plaun da Lej.
Kaum angekommen, musste erst mal das Eistauchgelände erkundet werden. Zum Glück waren Urs Grigoli mit seine Polizisten mit ihren Kursen gerade fertig und wir konnten zusammen noch etwas fachsimpeln. Das Eis war dieses Jahr nur ca. 25 cm, also dick genug aber dünner als andere Jahre. Leider konnte uns dieses Jahr Urs nicht unters Eis begleiten, weil er am Freitag schon fiebrig und mit Lungenentzündung seinen Polizeikurs beenden musste.
Nach und nach trafen unsere Gäste im Hotel Cristallina ein und um 19:00 Uhr ging’s dann erst mal zum Abendessen. Die letzten Stunden des Tages vergingen wie im Nu mit Ski-WM gucken oder mit den jeweiligen Lieblingseishockeyclubs mitfiebern. Meiner verlor leider schon wieder und somit gab es keinen wichtigen Grund mehr, länger aufzubleiben.
Um 07:00 Uhr war Tagwach und Frühstücken angesagt. Das Cristallina mit seinem Trockenraum, dem Bauerkompressor und seiner unmittelbaren Nähe zum See ist für uns schon seit vielen Jahren die ideale Unterkunft für’s Eistauchen. Auch heute konnten wir uns bequem im Zimmer und Trockenraum umziehen und durch den Schnee auf die andere Strassenseite Richtung See spazieren.
In der Nacht hatte das Wetter gewechselt und dichter Nebel empfing uns auf dem See. Die Sicht tendierte wegen des dichtes Schneetreibens gegen Null und das Thermometer zeigte -5°. Die beiden Löcher waren zugeschneit und fest gefroren. Das erste Loch war zwar gestern noch im Gebrauch, aber bei diesen Temperaturen reicht schon eine Eisnacht um die Zwischenräume der Eisplatten wieder zufrieren zu lassen. Das zweite Loch, war komplett zu und konnte nur mit der Motorsäge wieder geöffnet werden.
Nach dem nun beide Öffnungen frei waren, konnten wir loslegen. Die ersten Abstiege begannen wir mit unseren fünf Schülern und ihren ersten Tauchgängen unter einer geschlossenen Eisschicht – einer nach dem anderen natürlich. Grundsätzlich wissen wir nie so genau, wie unsere Kandidaten sich unter Wasser verhalten, sobald sie unter die kompakte Eisschicht abtauchen. Den meisten Schülern gelangen die Tauchgänge auf Anhieb und am Ende des Tages hatten bereits vier Kandidaten nach drei Tauchgängen ihr neues PADI Eistauchbrevet in der Hand.
Nachdem wir um 14:30 Uhr den Tauchtag mit dem Abschliessen und Sichern des Eislochs beendeten, musste etwas zum Beissen her. Das Wetter hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt so verschlechtert, dass man das Ufer des Silsersees nicht mehr erkennen konnte. Nach einer halbstündigen Seewanderung fanden wir aber trotz des Schneegestöbers unser Lieblingsbeizli „Isola“. In der gemütlichen und lustigen Runde gab’s Salsiz, Bergkäse, Polenta, Risotto, Bündnernusstorte usw. Hhhhhmmmm, so fein! Toll und voll ging’s auf den Rückweg.
Danach wurde es lustigerweise drei Stunden lang ganz still im Hotel… Wird wohl am kurzen Nacht davor der meisten Gäste gelegen haben… Jaja der Stickstoff wirkt natürlich auch in 1850 Metern Höhe.
Die Gäste des talbekannten Fischrestaurants kommen von weit her um z.B. eine King Crab zu geniessen. Deswegen isst man dort auch in Doppelschichten. Wir waren erst um 21:00 Uhr dran und mussten trotzdem noch 30 Minuten auf genügend verfügbare Plätze warten. Dafür wurden wir am zweiten Abend mit köstlichen Speisen verwöhnt und sogar dem einzigen Vegetarier wurde ein leckeres Mahl zubereitet. Satt und wohlig müde ging der Valentinstag zu Ende und alle sanken in ihren wohlverdienten Schlaf.
Wir haben es schon oft erlebt, dass bei nicht so tollen Wetteraussichten, die Teilnehmer am Sonntag lieber nach dem Frühstück direkt nach Hause fahren. Dieses Mal wollten praktisch alle nochmals tauchen: die neubrevierten Eistaucher und die erfahrenen Eistaucher sowieso. Das Wetter hatte sich auch beruhigt und die Sonne probierte immer wieder, die Nebelschicht zu durchdringen. Die Eingänge waren heute leicht zu öffnen: eine gute Schaufel reichte dazu. Der letzte verbleibende Eistauchschüler konnte seinen Kurs auch noch beenden und die brevetierten Taucher genossen die Ruhe und das Lichtspiel unter der Eisdecke. Nach weiteren zwei Tauchgängen verschlossen wir die Eislöcher wieder mit den Originalplatten und gaben sie der Natur zurück.
Natürlich mussten wir vor der Fahrt über den Julierpass etwas Stickstoff abatmen und somit musste noch ein letztes Mittagessen mit Engadinerspezialitäten und Fischgerichten dafür herhalten.
Müde aber mit vielen tollen Momenten über und unter Wasser machten wir uns auf dem Heimweg. Und eines ist jetzt schon klar: Plaun da Lej, wir kommen wieder!!!
An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an alle Teilnehmer für das kameradschaftliche Beisammensein und Tina, Reto & Monika für die tollen Fotos.